Von Trauer zu Marktwandel: Warum die Kübler-Ross-Kurve nicht die richtige Lösung für Ihre Geschäftsstrategie ist.
Die Kübler-Ross-Kurve wurde entwickelt, um die Phasen der emotionalen Verarbeitung von Trauer zu beschreiben, nicht um Marktveränderungen zu analysieren. Warum dieses Modell für Ihre Unternehmensstrategie ungeeignet ist und welche Alternativen wirklich funktionieren, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.
Die Kübler-Ross-Kurve: Missverständnisse und Mythen in der Anwendung auf den Markt
Wenn es um Veränderungen geht, sei es im persönlichen Leben oder im geschäftlichen Umfeld, greifen viele auf die Kübler-Ross-Kurve zurück, um diese Phasen der Anpassung zu verstehen. Doch wie hilfreich ist sie wirklich, insbesondere im Kontext von Marktveränderungen und Unternehmensstrategien? Dieser Beitrag beleuchtet, warum die Kübler-Ross-Kurve für Marktanalysen ungeeignet ist und welche Alternativen tatsächlich praktikabel sind.
Entstehung und Zweck der Kübler-Ross-Kurve
Die Kübler-Ross-Kurve, auch bekannt als das Fünf-Phasen-Modell des Sterbens, wurde von der Schweizer Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross entwickelt. Das Modell beschreibt die emotionalen Stadien, die Menschen durchlaufen, wenn sie mit einer schweren Krankheit oder dem bevorstehenden Tod konfrontiert werden. Ursprünglich wurde das Modell in ihrem Buch „On Death and Dying“ von 1969 veröffentlicht.
Das Modell besteht aus fünf Phasen, die Menschen durchlaufen können:
- Verleugnung (Denial): Der Betroffene will die Realität nicht wahrhaben und leugnet die Schwere der Situation.
- Wut (Anger): Wut und Frustration über die Situation kommen auf, oft verbunden mit der Frage: „Warum ich?“
- Verhandeln (Bargaining): Der Betroffene versucht, einen „Deal“ zu machen, beispielsweise mit Gott oder dem Schicksal, um die Situation abzuwenden.
- Depression: Der Betroffene fühlt Trauer und Resignation, erkennt die Realität der Situation an und spürt die Schwere des Verlustes.
- Akzeptanz (Acceptance): Der Betroffene kommt schließlich zur Ruhe und akzeptiert die Unausweichlichkeit der Situation.
Diese Kurve wurde von Frau Kübler-Ross erdacht und basiert nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie ist aus ihrer praktischen Erfahrung entstanden und bezieht sich auf einzelne Personen, nicht auf Gruppen oder noch größere Einheiten.
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Missverständnisse bei der Anwendung auf Unternehmensstrategien
Die Popularität der Kübler-Ross-Kurve hat dazu geführt, dass sie häufig in völlig andere Kontexte übertragen wird – einer davon ist der Bereich der Unternehmensführung und des Change Managements. Dabei stellt sich die Frage: Ist ein Modell, das für emotionale Prozesse im Angesicht des Todes entwickelt wurde, wirklich geeignet, um Marktveränderungen zu analysieren und Unternehmensstrategien zu entwerfen?
Zunächst einmal ist die Vorstellung, dass Menschen in Phasen auf Veränderungen reagieren, an sich nicht falsch. Die Komplexität von Marktdynamik und Unternehmensentscheidungen geht jedoch weit über die lineare Struktur der Kübler-Ross-Kurve hinaus. Ein Markt ist kein Individuum und Märkte haben keine „Emotionen“ im herkömmlichen Sinne. Sie reagieren vielmehr auf eine Vielzahl von Faktoren wie Angebot, Nachfrage, Technologie, Gesetzgebung und vieles mehr.
Warum ist die Kübler-Ross-Kurve nicht auf den Markt übertragbar?
Es gibt mehrere Gründe, warum die Kübler-Ross-Kurve nicht für Marktveränderungen geeignet ist. Ein wesentlicher Punkt ist, dass sie die emotionale Reaktion eines Individuums auf einen Verlust beschreibt. Märkte hingegen sind Systeme, die von unzähligen Akteuren und Variablen beeinflusst werden.
Lineare Phasen versus dynamische Systeme: Während die Kübler-Ross-Kurve eine feste Abfolge von Phasen beschreibt, sind Märkte dynamisch und mehrdimensional. Veränderungen können in verschiedenen Bereichen gleichzeitig stattfinden und es gibt keine feste Reihenfolge, in der sie auftreten.
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Individuelle Reaktion vs. kollektive Dynamik: Die Kübler-Ross-Kurve konzentriert sich auf die individuelle emotionale Anpassung. Märkte hingegen bestehen aus einer Vielzahl von Akteuren mit unterschiedlichen Interessen, Zielen und Reaktionen. Ein starres Phasenmodell wird dieser Komplexität nicht gerecht.
Kein Raum für positive Veränderungen: Die Kübler-Ross-Kurve beschäftigt sich primär mit negativen Veränderungen, während Marktveränderungen sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben können. Innovationen und technologischer Fortschritt, die Märkte antreiben, haben in diesem Modell keinen Platz.
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„In der Geschäftswelt ist der Rückspiegel immer klarer als die Windschutzscheibe.“ – Warren Buffett.
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Der Reiz der Einfachheit
Warum greifen dennoch viele auf die Kübler-Ross-Kurve zurück? Ein Grund mag der Reiz der Einfachheit sein. Modelle wie die Kübler-Ross-Kurve bieten klare, nachvollziehbare Strukturen, die es ermöglichen, komplexe Sachverhalte auf einfache Prinzipien zurückzuführen. Aber diese Einfachheit ist eine Falle. Denn sie suggeriert Sicherheit, wo Unsicherheit herrscht, und Klarheit, wo Komplexität das Feld beherrscht.
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„Alle Modelle sind falsch, aber einige sind nützlich.“ – George E. P. Box
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Praxisbeispiele: Wann die Kübler-Ross-Kurve wirklich hilfreich ist
Es wäre unfair, die Kübler-Ross-Kurve völlig abzuschreiben. Sie kann in bestimmten Bereichen hilfreich sein, insbesondere bei der psychologischen Betreuung von Mitarbeitern, die mit großen Veränderungen oder Verlusten konfrontiert sind. Ein Beispiel wäre die Einführung einer neuen Unternehmensstruktur, die bei den Mitarbeitern Angst um den Arbeitsplatz auslöst. In solchen Fällen kann das Modell helfen, die emotionalen Reaktionen besser zu verstehen und entsprechende Unterstützung anzubieten.
.Fazit: Es braucht mehr als eine Kurve
Für Geschäftsführer und Vorstände reicht es nicht aus, sich auf ein einfaches Modell wie die Kübler-Ross-Kurve zu verlassen. Die Komplexität von Marktveränderungen erfordert umfassendere Instrumente und Analysen, die sowohl die Dynamik als auch die Vielfalt der Einflussfaktoren berücksichtigen. Die Kübler-Ross-Kurve mag in der Psychologie und bei der Begleitung von Trauerprozessen ihren Platz haben, für die Marktanalyse und die strategische Unternehmensführung ist sie schlichtweg ungeeignet.
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Relevante Quellen und weiterführende Literatur
Für eine fundierte Marktanalyse und Strategieentwicklung empfehlen sich folgende Quellen:
Michael Porters „Competitive Strategy“: Ein Standardwerk zur Analyse von Wettbewerbskräften und zur Entwicklung von Wettbewerbsstrategien.
Henry Mintzbergs „The Rise and Fall of Strategic Planning“: Ein kritischer Blick auf traditionelle Planungsmethoden und ihre Anwendbarkeit in der modernen Geschäftswelt.
Clayton Christensens „The Innovator’s Dilemma“: Ein tiefer Einblick in die Dynamik disruptiver Innovationen und deren Auswirkungen auf etablierte Märkte.
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